Wie es sich in mir anfühlt...

Gedichte von Gewitterwolke

 

Photo by Raychel Sanner on Unsplash

Diese Welt macht mir Angst
ich gehöre nicht dazu
und kein Mensch sieht es
ich falle nicht auf
bin wie das Muster auf der Tapete
nur das Muster spürt, dass es ein anderes Element ist
Sicherheit ist das kostbarste Gut
für mich
kaum erreichbar
Drahtseilakt
Stahlseile drehen sich um mich
fester immer fester
wo kann ich atmen
wo kann ich eine Pause machen
wo kann mein Kind ruhen
sicher sein
es selbst sein
gesehen werden
als der wunderbare Mensch, der er ist
Diese Welt ist nicht für uns gemacht
nein
ich weiß was ihr sagen werdet
ihr werdet meine Sicht zurückweisen
aus Selbstschutz
und aus fehlender theory of mind
haha
ja
ich glaube Resignation ist gesund für mich
besser als diese zermürbende Hoffnung
naiver, dummer Optimismus
fehlgeleiteter Optimismus
weil kaum ein Mensch berücksichtigt,
dass wir zwar alle Menschen sind
aber nicht alle gleich funktionieren.

 

(Januar 2022)

Das ganze Universum auf einmal
will ich mit einem Faustschlag zertrümmern
Alles auf einmal zu erfassen suche ich
mit den Schmerzgrenzen meines Gehirns
Alle Grenzen will ich sprengen
Alles alles alles alles alles
egal
und alles ist immer überall
voller Bedeutung
Die Bedeutungen sprengen mein Universum
Ich komme nicht mehr klar
Ich weiß nicht, was und wer ich bin
und was ich hier soll
und was alles soll
und wer sich das ausgedacht hat
zu welchem Zweck
Kann mich bitte jemand resetten
und normal machen?
Muss Existieren so unerträglich sein?
Mein Inneres platzt fast
Und ich würde so gerne platzen
bersten in alle Richtungen
und ich kann es nicht
Und ich hasse mich für diese Blockierung

Erschaffen will ich
Kreieren
Beitragen
Großartiges tun und leisten
Nicht für den Ruhm
sondern für die Befriedigung des Beigetragenhabens
Ich kann nur leider mein Gehirn nicht dazu bringen, eins nach dem anderen zu tun

Alles auf einmal


(Juni 2021)

Zerpflückt – mein Sein.
Zerfetzt – meine Stadt
mein Zuhause, wo ich stets war
und alle wussten, dass ich
dort bin.
Alles zerfließt, die
Grundsteine senken sich in die
Erde, braun und schwer
tief, immer tiefer
sinke ich, hinab in die Trauer
und Verwirrung,
getragen von etwas Unbenennbarem.
Meine Worte sterben in meinem Mund…
In der Brust waren sie bereits ohnmächtig.
Was kann ich mitteilen?
Warum drängt mich diese Spannung?
Was will sie von mir?

Mein Wolkenpferd ist durstig.
Ich wünschte, es wäre ein Esel.
Mich nervt mein Himmel
und der knorzige Baum.
Alles ist zu viel.
Das Chaos bedrängt meine Sinne
wie ein Juckreiz in meinen Augen
ist der Trubel vor mir.
Ich weiß nicht, was ich will,
ich weiß gar nichts mehr.
Der Bestand der Beständigkeit ging fort.
Ließ mich hier, allein.
Ausgeliefert dem Strudel meines Innern.
Ohne Reling, ohne Halt, ohne Richtung.


(April 2022)

Verlorene Zweige der Weide
weiden hilflos auf dem Eis
des Sees umher, suchen etwas
zum Existieren,
verzweigen sich verloren im Weiß
des Eises, veräußern ihr letztes
Ich im Prozess des Weidens.
Wohin will ich, ich kleines Menschenwesen,
unbedeutend, allein, ohne Spur?
Nichts zieht mich, nichts will mich.
Nichts braucht mich.
(Zumindest meines Wissens.)
Es lebt sich ungeheuer an der
Grenze zur Depression
fast jeden Tag.
Der Grusel motiviert nicht,
er zieht Energie, täglich.
Gewöhnung.
Ein Leben lang.

(August 2022)

Das Beil fällt
drückt sich ein
zerreißt sich selbst

Der Keil bellt als er
eingeschlagen wird
tief tief tief
fest fest fest
unrausholbar

Das Seil schnellt hoch
zuckt zitternd
nachdem es losgezwungen worden war
darf nicht bleiben
die Spannung verpufft rasant

Der Pfeil gellt scharfleise
rast auf mich zu
trifft mich scheppernd
zerbricht lautlos

 

Alles Wissen ist nichts wert wenn
ich mich nicht spüren kann

(November 2022)

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