Wüstenkaffee ist ein Schreibprojekt, ein Versuch, den Gesprächen und Debatten innerhalb der neurodivergenten Communities etwas Fruchtbares hinzuzufügen. Ich möchte sowohl aufklären, in die Tiefe gehen, spannende Theorien verständlich aufbereiten, als auch Einblicke in das subjektive Erleben von verschiedenen neurodivergenten Menschen geben – es wird also viele Gastbeiträge in der Rubrik „Perspektiven“ geben.
Mein Internetname ist übrigens Gewitterwolke. Ich bin autistisch, weiß das aber erst seit einem guten Jahr. In mir tummeln sich noch andere Neurodivergenzen, die ich jedoch noch nicht offiziell abgeklärt habe. Das Wissen um Neurodiversität hat meinem Leben einen langgesuchten Rahmen gegeben, von dem aus ich den Willen entwickeln konnte, mich auf das Leben einzulassen. Hier dokumentiere ich meine scheiternden und erfolgreichen Versuche dabei.
Mit diesem Blogprojekt möchte ich andere Suchende und Lernende an diesen Versuchen teilhaben lassen, so wie ich durch andere Blogs, Seiten und Channel sehr viel lernen durfte.
Das Wort „Wüstenkaffee“ ist eine Metapher auf mehreren Ebenen:
– Die WÜSTE steht für emotionale Wüsten, für Depression, innere Leere, Burnout, Antriebslosigkeit, Sinnlosigkeit, Einsamkeit und Isolation. Ich weiß, dass diese Zustände nicht nur für mich ein wiederkehrender Begleiter sind und dass es vielen neurodivergenten Menschen regelmäßig so geht. Aus meiner Sicht ist das kein Zufall.
– KAFFEE steht für Kraft, Antrieb, Energie, Motivation, Genuss, Pause und Hoffnung. Ich persönlich brauche und liebe Kaffee. Diejenigen unter euch, die Kaffee im echten Leben nicht lieben, können den Kaffee als reine Metapher verstehen und gerne durch etwas für euch adäquates ersetzen. Kaffee ist somit ein Kontrast zur Wüste. Auch diese Zustände sind ein relevanter Teil meines Lebens und Erlebens und sie wechseln sich häufig mit den Wüstenzuständen scheinbar willkürlich ab.
Die Kombination aus WÜSTE und KAFFEE ist also einerseits ein Ausgleich, eine Waage. Andererseits ein Widerspruch: wenn ich wirklich in der Wüste bin, brauche ich gewiss keinen Kaffee, sondern eher Wasser oder Schatten, etwas Kühles, Erfrischendes.
Dies soll verdeutlichen, dass es neurotypischen Menschen oft komisch erscheint, was neurodivergenten Menschen hilft. Du bist müde und erschöpft, also hilft dir ein Schläfchen? Bei mir leider nicht. Ich muss mich ablenken, dann komme ich runter. Du denkst, das ist doch genau das falsche? Tja, bei mir halt nicht.
Es ist also eine Einladung an neurotypische Menschen, ihre Vorannahmen ruhen zu lassen und sich auf ein anderes Wirklichkeitserleben einzulassen. Manches wirkt auf den ersten Blick widersprüchlich, ist es aber nur, wenn ihr euch selbst als Maßstab setzt.
Privat bin ich verheiratet, um die 30 Jahre alt, wir haben zwei bzw. drei Kinder (zwei und sechs Jahre alt) und ein Sternenkind (*2018). Ich studiere Soziale Arbeit, was sich unfreiwillig in die Länge zieht. Mich fasziniert Sprache und Kommunikation. Ich interessiere mich für das Innere von Menschen und Tieren, große Zusammenhänge, Gesellschaftspsychologie, Herrschaftslogiken und Ausbruch daraus. Ich bin lernend und wachsend bei den Themen Rassismus (Kolonialismus, Colorism, uvm.), Patriarchat (Sexismus, Misogynie, Queerfeindlichkeit, uvm.), Ableismus, Kapitalismus, Fettfeindlichkeit, Adultismus, Speziesismus und wie das alles miteinander zusammenhängt (Intersektionalität).
Wenn ihr die Welt, so wie sie gerade ist, eigentlich ganz super findet und Gesellschafts- und Machtkritik total nervig, dann seid ihr hier falsch. Mit euren Meinungen möchte ich mich auf dieser Seite nicht auseinandersetzen, weswegen ich eure Nachrichten nicht beantworten werde und Kommentare diesbezüglich löschen werde. Hier geht es um konstruktiven, produktiven Dialog zwischen Menschen, die auf eine bessere Welt für alle hinarbeiten wollen: eine Welt ohne Diskriminierung aufgrund von Aussehen, Verhaltensinstinkten, gesellschaftlicher Positionierung und persönlichen Entscheidungen.
GENDERQUESTIONING/
GENDERQUEER
Ich werde weiblich gelesen, identifiziere mich aber nicht als Frau. Momentan passt das Label „agender“ oder „geschlechtslos“ am besten zu meinem Bezug zu Gender oder sozialem Geschlecht. Pronomentechnisch bin ich okay mit „sie/ihr“ im Deutschen, im Englischen gerne „they“. Allgemein hat Geschlecht bei mir nichts mit meiner Identität zu tun und ich mag es nicht, wenn mir Eigenschaften zugeschrieben werden, nur weil ich in eine künstliche Binarität von Mann und Frau eingeordnet werde. Ich bin einfach ich. Und erlebe natürlich trotzdem Sexismus und Misogynie.
Mir ist es wichtig, möglichst viele verschiedene Perspektiven, also Erfahrungsberichte und Sichtweisen, von neurodivergenten Menschen darzustellen. Wenn Du neurodivergent bist (egal ob offiziell diagnostiziert oder nicht) und deine Perspektive teilen magst, schreib mir gerne und dann schauen wir, ob und wie dein Beitrag in das Perspektivensortiment dieser Seite passt. 🙂
